Erkundungstour „Soziale Wohnangebote am Limit“: Journalist*innen besuchen das Betreute Jugendwohnen Holländerhöfe und zwei weitere Projekte Berliner Träger
Der Paritätische Landesverband macht mit einer Erkundungstour für Journalist*innen – einer Stadtrundfahrt der anderen Art – auf den Mangel an sozialen Wohnangeboten in Berlin aufmerksam.
Mit einem Bus wurden am 20. Mai 2025 drei Stationen in Berlin angefahren: das Betreute Jugendwohnen Holländerhöfe für junge Menschen, die aus verschiedenen Gründen außerhalb ihrer Herkunftsfamilie leben (Jugendwohnen im Kiez), eine Wohngemeinschaft für Menschen mit kognitiven und psychischen Einschränkungen (Unionhilfswerk) sowie das Betreute Wohnen für wohnungslose Menschen (Mithilfe GmbH). Während der Bustour stellte Klaus-Peter Dilger, Geschäftsführer von Jugendwohnen im Kiez, die Situation sozialer Träger vor, die mit ihren stationären Angeboten in einer Stadt agieren, in der Wohnraum seit 15 Jahren knapper wird.
Der Wohnungsmangel in Berlin stellt soziale Träger vor große Herausforderungen.
Es fehlt an bezahlbarem Wohnraum, der für betreute Wohneinrichtungen angemietet werden kann. Außerdem fallen Trägerwohnungen unter das Gewerbemietrecht, was Unsicherheit hinsichtlich Kündigung und Mieterhöhung erzeugt. Trägern der Jugendhilfe fällt es daher zunehmend schwer, ihr Angebot im Bereich des Betreuten Wohnens aufrechtzuerhalten.
In der Jugendhilfe fehlen in den nächsten Jahren an die 5000 Wohnungen in Berlin. Für junge Menschen, die aktuell oder demnächst aus einer Maßnahme der Jugendhilfe kommen, ist die Situation auf dem Wohnungsmarkt ´bedrohlich´. Wenn die Jugendhilfe ausläuft, sind die jungen Menschen zwischen 18 und 21 Jahren alt. Sie besuchen oft noch die Schule oder befinden sich in ihrer Ausbildung. Nicht zu wissen, wo man nach der Jugendhilfe unterkommen kann, oder gar in einer Obdachlosenunterkunft zu leben, gefährdet alles, was in der Jugendhilfe erreicht wurde.
Beim betreuten Jugendwohnen geht es darum, junge Menschen in schwierigen Lebenssituationen zu stabilisieren, ihre Eigenverantwortung zu stärken und sie auf ein selbstständiges Leben vorzubereiten. Der Druck, bereits zu Beginn der Maßnahme nach einer Wohnung suchen zu müssen, erzeugt ein Gefühl der Unsicherheit und lässt die Bearbeitung wichtiger persönlicher Themen in den Hintergrund treten.

Khaliq Dad Yousufi, ehemaliger Bewohner im Betreuten Wohnen Spandau, ist einer, der es geschafft hat. Er lebt in seinen „eigenen 4 Wänden“. Nach 1,5 Jahren intensiver Suche und 3-monatiger Ungewissheit, in dieser Zeit kam er bei einem Freund unter, konnte er eine Wohnung in einer Genossenschaft anmieten. Geholfen hat ihm dabei sein erfolgeicher Schul- und Ausbildungsabschluss, sein unbefristeter Arbeitsvertrag und eine Menge Glück.
Heike Pollack, Koordinatorin Betreutes Jugendwohnen Mitte, wird von einem Journalisten gefragt, wie sie damit umgeht und auch mit Frustation, wenn junge Menschen in eine ungewisse Wohnsituation gehen.
„Das macht kein gutes Gefühl, wenn man sehr lange mit einem Jugendlichen arbeitet und am Ende der Hilfe nicht weiß, wo er dann landet. Obwohl er den kompletten Werkzeugkoffer für die Selbstständigkeit zusammen hat, fehlt ihm aber der Ort, wo er ihn anwenden kann. Das beschäftigt uns sehr.“
Die betreuenden Sozialpädagog*innen, die eigentlich für die Jugendhilfe zuständig sind, investieren derzeit viel Zeit und Energie, damit junge Menschen beim Übergang von der Jugendhilfe in ein eigenständiges Leben nicht auf der Straße landen. Mangelnde Finanzierung der Jugendhilfe, fehlender bezahlbarer Wohnraum und ein gestiegener Bedarf an Betreuungsplätzen führen zu Druck auf alle im System Beteiligten.
Wie soziale Träger um bezahlbaren Wohraum für ihre Angebote kämpfen und welche Auswirkungen der angespannte Wohnungsmarkt auf junge Menschen aus dem Betreuten Jugendwohnen hat, bringt Radio Deutschlandfunk und die Berliner Morgenpost in ihren Beiträgen auf den Punkt:
Deutschlandfunk: „Wohnungsmangel – Soziale Träger kämpfen um bezahlbaren Wohnraum“
Berliner Morgenpost: „Wie der Mangel an Wohnraum in Berlin sozial Schwache trifft“
Wir danken dem Paritätischen Wohlfahrtsverband Berlin für die Organisation der Pressetour und dafür, dass er uns die Möglichkeit gegeben hat, Journalist*innen einen Einblick in das Betreute Jugendwohnen Holländerhöfe und in die Situation zu geben, auf einem angespannten Wohnungsmarkt Trägerwohnungen zu finden.
Berliner Morgenpost, Printausgabe: „Armen Menschen droht die Obdachlosigkeit“; In Berlin fehlen Wohnungen. Besonders hart triftt es sozial Schwache
Artikel von Hans Cord Hartmann, erschienen im Berlinteil am 21. Mai 2025