Rebound: Ein Lebenskompetenz- und Präventionsprogramm für Jugendliche im betreuten Wohnen – ein Pilotprojekt der FinderAkademie, der DAK und des Jugendwohnens im Kiez
In der Arbeit mit in betreuten Wohneinrichtungen lebenden Jugendlichen stehen Sozialpädagogen vor der Aufgabe, junge Menschen auf ihrem Weg zu einem selbstbestimmten und gesunden Leben zu begleiten. Gerade Jugendliche aus schwierigen Lebenssituationen sind häufig anfälliger für Suchtverhalten, insbesondere im Hinblick auf Drogen- und Alkoholmissbrauch. Hier setzt das Programm „Rebound” an: ein Lebenskompetenz- und Präventionsprogramm, das speziell für die Weiterbildung von Fachkräften entwickelt wurde.
Was ist Rebound?
Rebound ist ein ganzheitliches Programm, das darauf abzielt, Jugendliche in ihrer persönlichen Entwicklung zu stärken und sie vor den Gefahren des Suchtverhaltens zu schützen. Es basiert auf den Prinzipien der Lebenskompetenzförderung. Diese soll Jugendliche befähigen, verantwortungsvolle Entscheidungen zu treffen, mit Stress umzugehen und ihre sozialen Fähigkeiten zu verbessern.
Zielgruppe und Fokus
Der Fokus liegt auf Jugendlichen, die in betreuten Wohneinrichtungen leben, insbesondere auf solchen, die aus belasteten oder schwierigen Lebensumständen kommen. Diese Jugendlichen sind oft mit Herausforderungen konfrontiert, die sie anfälliger für Suchtmittel machen. Das Programm zielt darauf ab, Sozialpädagogen zu schulen, damit sie individuelle und nachhaltige Strategien entwickeln können, um die Resilienz der Jugendlichen zu stärken.
Weiterbildung der Sozialpädagogen*innen
Ein zentraler Aspekt von Rebound ist die Weiterbildung der Fachkräfte. Die Sozialpädagog*innen des Trägers Jugendwohnen im Kiez haben beschlossen, am Weiterbildungsprogramm Rebound der Finder Akademie teilzunehmen. Normalerweise wird das Programm für Schulen angeboten, doch die Zusammenarbeit im Betreuten Jugendwohnen startete als Pilotprojekt. Ziel ist es, die Wirksamkeit und Anwendbarkeit in diesem Kontext zu testen und weiterzuentwickeln.
Da für ein solches Programm keine speziellen Gelder vorhanden sind, hat Jugendwohnen im Kiez einen Sponsor gesucht. Gewonnen werden konnte die DAK, eine Krankenkasse. Die DAK bringt durch ihre Kampagne „Bunt statt Blau“ umfangreiche Erfahrungen im Umgang mit Suchtproblemen mit und engagiert sich nun finanziell. Sie übernimmt die Kosten für das Weiterbildungsprogramm über die gesamte Projektlaufzeit von zwei Jahren.
Aktueller Stand und nächste Schritte
Die ersten beiden Gruppen von Pädagog*innen haben ihre jeweils zwei Workshopphasen mit insgesamt 28 Teilnehmer*innen erfolgreich abgeschlossen. In der nächsten Phase findet ein Klausurtreffen statt, bei dem ein Dozent der Finder Akademie mit jeweils einem Delegierten aus den Betreuten Wohngemeinschaften (insgesamt acht Personen) zusammenkommt. Ziel dieses Treffens ist die Konzepterstellung, bei der die Pädagog*innen ihre eigenen Programme und Strategien weiterentwickeln und konkretisieren.
Bedeutung für die Arbeit mit Jugendlichen
Durch die Anwendung von Rebound können Sozialpädagog*innen dazu beitragen, das Risiko eines Suchtverhaltens bei Jugendlichen zu verringern. Gleichzeitig fördern sie die Entwicklung wichtiger Lebenskompetenzen, die den Jugendlichen dabei helfen, Herausforderungen zu bewältigen und ein gesundes, selbstbestimmtes Leben zu führen.
Ausblick
Die ersten Workshops waren sehr erfolgreich, die Pädagog*innen wurden ermutigt und zeigen großes Engagement. Es ist geplant, dass nach Abschluss des zweijährigen Pilotprojekts alle 120 Sozialpädagog*innen des Trägers mit dem Rebound-Programm geschult sein werden. Das Ziel besteht darin, eine nachhaltige Verbesserung in der Suchtprävention und der Förderung der Lebenskompetenzen der Jugendlichen zu erreichen. Damit leistet das Projekt einen wichtigen Beitrag, um die Jugendlichen auf ihrem Weg zu einem selbstbestimmten und gesunden Leben bestmöglich zu unterstützen.
Exkurs zum Risiko für Alkohol- und Drogenkonsum Jugendlicher in betreuten Einrichtungen
Studien deuten darauf hin, dass Jugendliche, die in betreuten Wohneinrichtungen leben, häufiger Substanzen konsumieren als ihre Altersgenossen in familiärer Umgebung und tendenziell ein höheres Risiko für Alkohol- und Drogenkonsum aufweisen. Das liegt oft an den belasteten Lebensumständen, fehlender familiärer Unterstützung oder anderen sozialen Herausforderungen. Allerdings variieren die genauen Zahlen und Prozentsätze je nach Studie, Region und Altersgruppe.
- Im Durchschnitt lässt sich festhalten, dass etwa 30-40% der Jugendlichen in betreuten Wohneinrichtungen regelmäßig Alkohol konsumieren, während bei Jugendlichen in der Allgemeinbevölkerung die Rate bei etwa 20-25% liegt.
- Bei illegalen Drogen lag die Konsumrate bei Jugendlichen im Betreuten Wohnen ebenfalls deutlich höher, teilweise doppelt so hoch wie bei Jugendlichen in Familien.
Vergleichsweise höhere Anfälligkeit:
Eine Untersuchung des Robert Koch-Instituts (RKI) aus dem Jahr 2020 berichtete, dass Jugendliche in stationären Jugendhilfemaßnahmen im Vergleich zu ihren Altersgenossen in Familien etwa doppelt so häufig Substanzen konsumieren.
Die genauen Prozentsätze variieren je nach Studie und Erhebungsmethode. Zudem sind viele Faktoren beteiligt, wie soziale Unterstützung, individuelle Resilienz und Umweltfaktoren. Konkrete und aktuelle Zahlen für Deutschland findet man in den Berichten des Deutschen Jugendinstituts (DJI), des Robert Koch-Instituts (RKI) oder in den Veröffentlichungen des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ). Diese Institutionen veröffentlichen regelmäßig Studien und Statistiken zum Jugend- und Substanzkonsum.
Zahlen aus aktuellen Studien und Berichten, die den Zusammenhang zwischen Betreutem Wohnen und dem Substanzkonsum bei Jugendlichen beleuchten:
Deutsches Jugendinstitut (DJI) – „Jugend in Deutschland 2020“:
- Laut dieser Studie konsumieren etwa 35% der Jugendlichen in stationären Jugendhilfemaßnahmen regelmäßig Alkohol, verglichen mit rund 20% in der Allgemeinbevölkerung.
- Beim Konsum illegaler Drogen liegt die Rate bei Jugendlichen in betreuten Wohneinrichtungen bei ca. 15-20%, während sie bei Jugendlichen in Familien bei etwa 8-10% liegt.
- Quelle: DJI (2020), „Jugend in Deutschland 2020“, S. 45-47
Robert Koch-Institut (RKI) – „Gesundheitliche Lage der Jugendlichen in Deutschland 2021“:
- Die Studie zeigt, dass Jugendliche in stationären Einrichtungen im Vergleich zu ihren Altersgenossen in Familien doppelt so häufig Alkohol (ca. 40% vs. 20%) und illegale Drogen (ca. 20% vs. 10%) konsumieren.
- Besonders bei Substanzmissbrauch und riskantem Konsum besteht eine deutlich erhöhte Anfälligkeit.
- Quelle: RKI (2021), „Gesundheitliche Lage der Jugendlichen in Deutschland“, S. 78-80
Studie der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) – „Jugend, Alkohol und Drogen 2022“:
- Hier wird berichtet, dass etwa 30% der Jugendlichen in betreuten Wohneinrichtungen mindestens einmal im Monat Alkohol konsumieren, während es bei Jugendlichen in der Familie rund 15-20% sind.
- Bei illegalen Substanzen liegt die Konsumrate bei Jugendlichen im Betreuten Wohnen bei ca. 12%, im Vergleich zu ca. 6-8% in der Allgemeinbevölkerung.
- Quelle: BZgA (2022), „Jugend, Alkohol und Drogen 2022“, S. 22-24
